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Luttenwang: Fernwärmenetz in Eigenregie gebaut

Beinahe zwei Jahre haben die Luttenwanger darum gekämpft, nun haben sie ein in dieser Form wohl einmaliges Projekt erfolgreich abgeschlossen: Ab sofort werden 20 Haushalte in dem Adelshofener Gemeindeteil mit Abwärme aus der Biogasanlage Schmid versorgt. 

 

 

Beinahe zwei Jahre haben die Luttenwanger darum gekämpft, nun haben sie ein in dieser Form wohl einmaliges Projekt erfolgreich abgeschlossen: Ab sofort werden 20 Haushalte in dem Adelshofener Gemeindeteil mit Abwärme aus der Biogasanlage Schmid versorgt. Das Besondere daran: Die Leitung wurde von den Luttenwangern in Eigenregie gebaut.

 

Ein langer Weg - aber ein erfolgreicher

 

Die Biogasanlage war bereits Ende Juni 2008 in Betrieb gegangen. Die bei der Stromerzeugung anfallende Abwärme verpuffte damals noch ungenutzt in der Luft. „Bei einer Stammtischdiskussion beim MGV Luttenwang haben sich einige Sangesmitglieder über die Nutzung der Abwärme unterhalten", erinnert sich der Luttenwanger Hans Bauer an die Anfänge des Projekts.

 

Mit der Idee der Fernwärmeversorgung trat man schließlich an die Gemeinde heran. Im Rahmen eines Ausbaus der Ortsdurchfahrt hätte die Leitung kostengünstig verlegt werden sollen. Da es sich hierbei jedoch um eine Kreisstraße handelt, hätte dieser Ausbau nur erfolgen können, wenn ein vom Landkreis geforderter Gehweg neu gebaut worden wäre. Dies war von den Anwohnern jedoch nicht gewünscht. Die Ausbaupläne verschwanden deshalb wieder in der Schublade, für die Fernwärmeleitung musste eine andere Lösung her. Diese Lösung hieß: Leitungsbau in Eigenregie. „Um den beschrittenen Weg zu öffnen, musste aber zuerst eine Gesellschaftsform gefunden werden", berichtet Bauer. Man entschied sich für eine so genannte GbR, eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts, die gegenüber der Gemeinde und der Grundeigentümer als Vertragspartner auftrat.

 

Im August 2012 wurde die GbR offiziell gegründet und die ersten Anschlussverträge unterzeichnet. „Das war der Grundstein für das Bauvorhaben", sagt Bauer. Danach konnten die Arbeiten an die Baufirmen vergeben werden. Am 8. Oktober 2012 begannen die Firmen Ochs, Selmayr Mammendorf, ENERPIPE und AKB-Graf Maisach/Nassenhausen schließlich mit dem Leitungsbau. Zeitverzögerungen brachten Schwierigkeiten im Bereich der Kreisstraße/Römerstraße und der Verbindung zur Lindenstraße mit sich. Der harte kiesig-lehmige Untergrund machte ein mehrmaliges Bohren erforderlich. Doch auch diese Probleme wurden erfolgreich überwunden. Die insgesamt gut 1.200 Meter Leitung konnte eingezogen und alle Hausanschlüsse erstellt werden.

 

Kurz vor Weihnachten letztes Jahr war es dann so weit: Erstes warmes Wasser mit einer Temperatur von bis zu 80 Grad wurde ins Netz eingespeist. Die Baukosten betrugen 275.000 Euro. Diesen Betrag müssen die Luttenwanger aber nicht alleine tragen: Bauer erwartet einen staatlichen Zuschuss in noch nicht bekannter Höhe. Bis zum 2. Januar 2017 betragen die Anschlusskosten 9 Cent pro Kilowattstunde – für ein Gebäude mit einer Abnahme von 20.000 Kilowattstunden somit 1.800 Euro pro Jahr.

 

„Das Fernwärmeleitungsnetz ist ein öffentliches Netz", betont Bauer. Das bedeutet, dass der Netzanschluss für jeden möglich ist, der an dem Netz anliegt. Die Biogasanlage liefert jährlich rund fünf Millionen Kilowattstunden Wärme. Die Fernwärme GbR nimmt 640.000 Kilowattstunden ab. „Nach Abzug eigener Wärmenutzung des Betreibers der Biogasanlage sind also noch immer Kapazitäten frei", sagt Bauer.

Wärmenetz in Luttenwang: Biogasanlage im Winter