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Deckersberg: Eine perfekte Symbiose - Biohof und Erneuerbare Energien

Nie wieder von steigenden Energiekosten abhängig sein. Nie wieder darüber nachdenken müssen, ob das Öl oder Gas im Winter für alle ausreicht.

Den eigenen Kindern und Enkeln eine zukunftsfähige Umwelt hinterlassen. Diese Gedanken bewegten Axel Lämmermann vom Biohof Lämmermann dazu, sich um eine alternative Lösung zur Wärmegewinnung zu kümmern.

Seit Jahren bewirtschaftet die Familie Lämmermann den Hof ökologisch gemäß den Bioland Richtlinien die weit über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus gehen. Da liegt es nahe, dass auch die Wärme aus erneuerbaren Energien gewonnen wird.

Ein Jagdkamerad aus Vorderhaslach gab Axel Lämmermann den entscheidenden Anstoß, denn dort ist schon seit Jahren ein Nahwärmenetz erfolgreich in Betrieb. Im März 2020, eine Woche vor dem Corona-Lockdown, weckte eine Infoveranstaltung des Wärmenetzexperten ENERPIPE großes Interesse bei den Anwohnern. Das war der Startschuss für die Nahwärme Deckersberg mit Betreiber Axel Lämmermann.

Ein nagelneues Heizhaus steht am Rande der kleinen Ortschaft. Darin befindet sich das Herzstück des Wärmenetzes – ein Hackschnitzelkessel mit 400 kW, der jährlich eine Wärmemenge von über einer Million kWh erzeugt. Direkt daneben entsteht eine Werkstatt und darüber eine Trocknungsanlage für das biozertifizierte Getreide und die besonderen Du-Puy-Linsen, die der Landwirt exklusiv anbaut. Damit wird die Abwärme des Heizkessels im Sommer für die Getreidetrocknung effizient genutzt. Im Herbst und Winter fließt die Wärme über 1.600m durch die hochgedämmten Nahwärmerohre FibreFLEX zu den Anschlusshäusern im Dorf. Kleine Pufferspeicher mit Übergabestationen in den Gebäuden sichern die Spitzenlasten, die meist morgens entstehen, wenn alle Bewohner Warmwasser abrufen. Ein 15.000 l Pufferspeicher im Heizhaus garantiert zusätzlich die Versorgungssicherheit.

Über 40 Prozent der Hackschnitzel liefert der Betreiber selbst aus seinem Wald. Der Rest der 100%igen Biomasse kommt aus der näheren Umgebung. Alle Anschlussnehmer haben die Möglichkeit Resthölzer aus ihren eigenen Wäldern anzuliefern. Dadurch entsteht eine Verbundenheit zur Wärme im Eigenheim und die Wertschöpfung bleibt vor Ort.

An das Wärmenetz sind 35 Gebäude angeschlossen, darunter das Dorfgemeinschaftshaus. Die Verlegearbeiten haben Vater und Sohn Lämmermann in Eigenarbeit geleistet mit Hilfe der Firma Rancher Forstbetrieb. Dabei nutzten sie die Synergien, indem die Leerrohre für Glasfaser direkt mitverlegt wurden, damit der Breitbandausbau im Dorf vorangetrieben wird.

Die finanzielle Verantwortung für den Netzbetreiber Axel Lämmermann ist nicht zu unterschätzen. Das Netz profitiert zwar zu 35% von den staatlichen Förderungen, dennoch musste der junge Landwirt einen hohen Kredit beantragen. „Da bin ich Agrarberater Hans Hiltel von der Sparkasse Amberg-Sulzbach sehr dankbar, dass er mich schnell und kompetent in meinem Vorhaben unterstützt und das Potential erkannt hat,“ freut sich Lämmermann.

Sobald die Glasfasern verlegt sind, soll die E-Control-Visualisierung für eine Betriebssicherheit im Netz sorgen. Damit kann der Betreiber jederzeit digital über Handy oder PC das Wärmenetz optimieren und bei Bedarf die Parameter anpassen. „Dieses System ist einfach, schnell und sicher,“ resultiert Florian Schroll von ENERPIPE, der bei der Planung unterstützt hat.

Es ist bewundernswert, was Menschen bewegen können, wenn es um eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft für die nächsten Generationen geht. Die Klimabilanz in Deckersberg, wo sich über 60% der Bürger an das Nahwärmenetz angeschlossen haben, kann sich sehen lassen: pro Jahr wird nun der CO2 Ausstoß um 420.000 kg verringert. Ein tolles Beispiel dafür, wie lokaler Klimaschutz geht.

 

Dieser Artikel ist am 16.05.2023 in der Hersbrucker Zeitung erschienen.

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